Berlin, den 12.12.2017

Anlässlich der erschreckenden aktuellen Ereignisse in Berlin und in vielen Teilen der Bundesrepublik bei denen Antisemitismus offen propagiert und Hass geschürt wurde, möchten wir unsere Gemeinde, Freund*innen, Bekannte und weniger bekannte an unsere klare Position im Hinblick auf jegliche Form von Antisemitismus erinnern und dem Nahost-Konflikt.

Gemeinsam mit Religionsvertrer*innen jüdischen und muslimischen Glaubens haben wir im Mai 2016 die „Grundsatzerklärung jüdischer und muslimischer Vertreter zum friedlichen Zusammenleben“ unterschrieben und vertreten diese nach wie vor nach Innen und nach Außen.

Gewalt – nicht in unserem Namen

Wir setzen uns dafür ein, dass in Deutschland niemand wegen seiner religiösen Identität diskriminiert wird, und treten jeder Radikalisierung, jeder Ungleichwertigkeitsideologie und jeder Ausgrenzung entgegen. Wir halten Gewalt zur Durchsetzung politischer Ziele in keiner Weise für gerechtfertigt oder akzeptabel und distanzieren uns von Personen und Organisationen, die Gewalt relativieren, rechtfertigen oder sogar selbst ausüben. Wir vertreten die Überzeugung, dass noch ungelöste Konflikte in anderen Teilen der Welt, namentlich der Nahostkonflikt, keinen Einfluss auf das friedliche Zusammenleben von Juden und Muslimen in Deutschland haben soll und darf.

http://meet2respect.de/islam-judentum/grundsatzerklaerung/ 

Die antisemitischen Ausschreitungen, den Aufrufen zu Gewalt und die öffentliche Verbrennung von Flaggen verurteilen wir aufs Schärfste. Das Demonstrationsrecht darf keines falls dazu missbraucht werden Gewalt und Hass zu schüren.

Selbstverständlich erkennen wir, in der einseitigen Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch die USA, einen Affront gegen die Weltgemeinschaft und stimmen mit unserer Bundesregierung darin überein, dass der endgültige politische Status Jerusalems durch direkte Verhandlungen beider Seiten auf Grundlage von UN-Resolutionen beschlossen werden muss. Der Unmut über die Entscheidung des US amerikanischen Präsidenten Donald Trump darf jedoch nicht dazu führen, dass legitime friedliche Proteste und Demontrationen zu gefährlichen Hassrevolten verkommen.

Wir rufen alle Muslime dazu auf sich lautstark gegen Antisemitismus und Judenfeindlichkeit zu erheben. Es ist unser aller Pflicht, den inneren Frieden und die pluralistische Grundordnung Deutschlands zu bewahren und zu schützen.

Neuköllner Begegnungsstätte e.V.

 

Flughafenstraße 43 – 12053 Berlin

 

www.nbs-ev.de

 

 

 

 

 

 

Auch wenn wir dem Landesamt für Verfassungsschutz die gestellten Fragen bereits vor ca. vier Wochen beantwortet haben (honi soit qui mal y pense, wenn er oder sie darüber nachsinnt woher Herr Adamek seine Informationen hat), sind wir gerne bereit sie erneut zu beantworten.

 

Sascha Adamek:

Uns liegt ein Video vor, dass einen Besuch des saudischen Predigers Mohamed al-Arifi in der NBS zeigt. Herr al-Arifi sitzt neben dem Imam Herrn Sabri. Trifft es zu, dass dieser Besuch bereits im Jahr 2009 stattgefunden hat?

Ja, Muhammad Al-Arifi war bereits 2009 bei uns. Zu diesem Zeitpunkt war uns Nichts über die problematischen Positionen des Herren bekannt. Wissen über seinen Hintergrund erwarben wir erst 2013 und haben uns öffentlich (bei der ARD Sendung Anne Will) von diesem Mann distanziert.

Sascha Adamek:

Wie ist dieser Besuch von Herrn al-Arifi in der Dar-as Salam-Moschee damals zustandegekommen? Haben sie Herr al-Arifi eingeladen?

Herr Arifi wurde von uns weder im Jahr 2013 noch im Jahr 2009 eingeladen. 2009 erlaubten wir ihm aufgrund der Bitte einiger Bekannte bei uns zu referieren. Im Jahr 2013 sprach er selbst den Wunsch aus bei uns zu predigen. In beiden Fällen haben wir ihn nicht aktiv eingeladen.

 

Sascha Adamek:

Als Kameramann hat den Besuch von al-Arifi der schon damals einschlägig bekannte radikale Salafist Reda Seyam in der NBS aufgenommen. Auch darüber liegt uns Bildmaterial vor. Wie kam diese Tätigkeit Seyams in der NBS zustande? Wurde Seyam von Herrn Sabri beauftragt? Warum hat er ihm eine Drehgenehmigung erteilt?

Reda Seyam war vielleicht 2009 dem Verfassungsschutz einschlägig bekannt und vielen Bildleser*innen, die die Schlagzeile über die Namensgebung seines Sohnes empörend fanden, uns jedenfalls war er nicht in diesem Ausmaße bekannt. Wir hätten zu diesem Zeitpunkt Herrn Seyam nicht in der Masse der Besucher*innen als gefährlichen Salafisten enttarnen können und ihn des Hauses verweisen können. Wir führen am Eingang unserer Moschee keinerlei Personen oder Gesichtskontrollen durch, was die Bezeichnung 'Aufnahme' keineswegs rechtfertigt. Herr Seyam war Teil der Entourage Herrn Arifis und hat in seinem Auftrag gefilmt. Bis heute verweigern wir keinem Referenten/ Prediger die Videoaufnahme seiner eigenen Vorträge.

 

Sascha Adamek:

Im Interview mit uns hat Herr Sabri zu einem Besuch des saudischen Predigern Mohamed al-Arifi im Jahr 2013 erklärt, dieser habe sich zufällig in Berlin aufgehalten und sei auf Initiative von Moscheegängern eingeladen worden. Auch sagte Herr Sabri dieses sei in der zehnjährigen Geschichte der NBS nur einmal passiert. Wie erklären Sie das vor dem Hintergrund des Besuches von 2009?

Wir haben nie etwas verheimlicht und wüssten sehr gern wie es zu dieser Aussage kommen konnte. Allerdings können wir aufgrund des nicht vorhanden Zugangs zum Interview, leider nichts dazu sagen. Obwohl Sie, Herr Adamek, mehrfach zugesagt hatten das gesamte Interview der Öffentlichkeit und vor Allem uns zugänglich zu machen, ist dies bis dato nicht geschehen.

WICHTIG!

Die NBS ist aufgrund dieser Erfahrungen dazu übergangen, bei den möglichen Gastpredigern und Gelehrten genauer nachzuforschen. Zuletzt (im Okt. 2017) waren zu einem „Koran-Rezitations-Wettbewerb“ 15 Gelehrte eingeladen Über die Polizei ließ die NBS nachfragen, ob irgendwelche Bedenken gegen einzelne Personen vorlägen, was verneint wurde. Über andere Kanäle erfuhr die NBS aber doch von einer Person, deren Hintergrund die NBS bedenklich fand und sie deshalb auslud und den schon gedruckten Flyer nicht weiter verteilen ließ.

Der RBB präsentiert durch die zwei zuletzt erschienenen Artikel in Bezug auf die NBS teils allgemein bekannte, teils fehlerhafte Angaben als sensationelle Enthüllungen, daher möchten wir hiermit alle Interessierten über die Situation der NBS informieren.

Erwähnung im Verfassungsschutzbericht 2016

Die Moscheegemeinde Neuköllner Begegnungsstätte e.V./ Dar-As-Salam Moschee NBS wurde wie einige andere bereits im letzten Jahr im Verfassungsschutzbericht des Berliner Verfassungsschutzes genannt. Aufhänger hierfür war bislang eine nicht näher benannte Verbindung zur „Islamischen Gemeinschaft Deutschlands“ IGD, die wiederum als Ableger in Deutschland der Muslimbruderschaft gilt. Die Vorwürfe wurden nun unter anderem erweitert durch vermeintlich offenkundige Verbindungen zum „Fatwa- Ausschuss-Deutschland“ FAD.

Die NBS widerspricht den, im Verfassungsschutzbericht 2017 veröffentlichen, Angaben und Schlüssen des Landesamtes für Verfassungsschutz Berlin. Die NBS wird rechtliche Schritte einleiten und eine Stellungnahme ihres Rechtsbeistands zu den einzelnen Vorwürfen zum gegebenen Zeitpunkt veröffentlichen.

In diesem Zusammenhang behaupten nun zwei Journalisten des RBB durch exklusive Recherche Entdeckungen gemacht zu haben, die sie nun der Öffentlichkeit als Sensation zu verkaufen suchen.

Zum Artikel vom 18.07.2017 rbb-online - Neue Erkenntnisse - Neuköllner Begegnungsstätte steht im Verfassungsschutzbericht

Jede einigermaßen suchmaschinengeübte Person kann innerhalb kürzester Zeit herausfinden wem das Gebäude in dem die NBS ihren Sitz hat, gehört. Der Verband Interkulturelle Zentren VIZ hat das Gebäude im Jahr 2007 von der Neuapostolischen Kirche gekauft und an die NBS vermietet (darüber berichtete bereits Claudia Keller im Tagesspiegel 2007). Seit der Gründung sind wir damit offen umgegangen und hatten auch keinerlei Bedenken mit diversen Journalisten über das Thema zu sprechen. Trotzdem kann man sich beim Lesen des Artikels nicht des Eindrucks erwehren, es wären verdeckte Ermittlungen betrieben und keine Mühen gescheut worden um Unbekanntes der Öffentlichkeit zu präsentieren. Fakt ist, dass die NBS durchgehend transparent agiert hat und über diese schon bekannten Tatsachen offen mit diversen Akteur*innen gesprochen hat. Zu behaupten die Miethöhe sei unterdurchschnittlich hoch, für ein Gebäude welches sich weder durch die ortsübliche Miete einstufen, noch durch seinen gemeinnützigen Charakter mit anderen gleichsetzen lässt, ist unangemessen und tendenziös. „Unterdurchschnittlich“ setzt Vergleichskategorien voraus, die nicht gegeben sind.

Interessant ist auch die Auswahl der befragten 'Expert*innen'. Im Artikel kommen die Vermutungen des bereits 2016 abgewählten ehemaligen SPD-Politikers Erol Özkaraca zur Sprache, der sich bislang weniger durch differenzierte Aussagen zu Muslimen und Islam in Deutschland, Berlin und Neukölln ausgezeichnet hat. Die Bloggerin Sigrid Herrmann-Marschall wird zitiert und erhält eine Werbeplattform für ihren Blog. Sie sei als erstes auf die vermeintliche Gründung des FAD in den Räumen der NBS gestoßen. Die durch die Diplom-Biologin und selbsternannte Islamismus-Analystin Herrmann-Marschall verbreitete Falschmeldung der FAD hätte sich in den Räumlichkeiten der NBS gegründet, verbreiten die RBB-Journalisten trotz klarem Widerspruchs und Erklärung Mohammed Taha Sabris, zwei Wochen vor der Veröffentlichung des Artikels munter weiter. Der Hinweis Sabris, dass der FAD sich in einem Hotel gegründet hat, wird nur zusätzlich genannt und dadurch den Eindruck erweckt es hätte zwei Orte gegeben oder Sabri hätte etwas verschwiegen. Die ausführliche Erläuterung Sabris zur offiziellen Präsens des FAD in der NBS wird völlig unterschlagen. Der FAD hat am besagten Datum gemeinsam mit vielen anderen Verbänden und Vereinen in den Räumen der NBS die Konferenz zur Festlegung einheitlicher Gebetszeiten in allen berliner Moscheen besucht. Ein Anliegen, welches wir nur zu gerne mitgetragen und in aller Form unterstützt haben.

Zum Artikel vom 27.07.2017 rbb-online - Moscheeverein NBS erwartet Millionenspende aus Kuwait

Die Moscheegemeinde hat keine Spende aus Kuwait erhalten und erwartet entgegen der falschen Behauptungen des RBB auch keine solche Spende.

Die NBS ist eine Moscheegemeinde mit ca. 1000 Besuchern pro Woche. Die Anzahl ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Dadurch sind inzwischen unhaltbare Zustände entstanden, die dringend einer Lösung bedürfen. Die NBS verfügt nicht über ausreichend Sanitäranlagen, muss an Freitagen Sicherheitsleute beschäftigen um Unfälle zu vermeiden, da die Gläubigen auch auf den Gehwegen beten und kann vielen von ihnen nicht einmal einen Regenschutz während des Gebetes bieten.

Über Jahre hat sich die NBS vergeblich bemüht, das unbebaute Nachbargrundstück zu erwerben. Inzwischen bemüht sie sich das bestehende Gebäude zu erweitern. Ein Architektenentwurf hierfür liegt vor. Da die unhaltbaren Zustände in der NBS seit geraumer Zeit bekannt sind und eine dringender Lösung bedürfen, steht die NBS selbstverständlich im Austausch mit Bezirk und Senat. Die NBS hat während unverbindlicher erster Gespräche um die Ausstellung einer “Unbedenklichkeitsbescheinigung“ gebeten, um gegebenenfalls Stiftungen in Kuwait um Unterstützung bitten zu können, da die Gemeinde derzeit die notwendigen Gelder nicht allein aufbringen kann. Aber die Behauptung, die NBS erwarte eine Millionenspende aus Kuwait, ist schlichtweg falsch.

Wenn die NBS zukünftig Gelder aus dem In- oder Ausland annehmen sollte, um die dringend benötigte Erweiterung finanzieren zu können, dann nur, wenn keinerlei Bedingungen daran geknüpft sind, die ihre Unabhängigkeit beeinträchtigen und wenn der deutsche Staat keine Bedenken äußert. Für die NBS als Moscheegemeinde ist es wichtig, neben all dem anderen integrativen Wirken in die Stadtgesellschaft hinein, weiterhin für die religiösen Bedürfnisse der Gemeinde einzustehen. Dazu gehört zweifelsohne ein unermüdliches Engagement für die bauliche Erweiterung der bestehenden Räumlichkeiten.

Fazit

Es ist sehr bedauerlich, dass der Rundfunk Berlin Brandenburg einer solch fehlerhaften, tendenziösen und dadurch schlichtweg schlechten Berichterstattung Raum bietet. Die vermeintlichen Enthüllungen sind weder sensationell noch neu. Ihre Darstellung als solche passt lediglich in dem medialen Tenor des letzten halben Jahres. Im Umgang mit unserer Moschee und unseren Aktivitäten haben wir den Eindruck gewonnen, dass zum einen zweierlei Maß angelegt wird, zum anderen Positives verschwiegen, marginalisiert oder relativiert und Negatives, wie jetzt die aus unserer Sicht äußerst zweifelhafte Aufführung im Verfassungschutzbericht 2016, ausgiebig dargestellt und sogar ausgeschmückt wird.

Wir kommen zu dem Ergebnis, dass wir umso mehr wir integrative, demokratie- und friedensfördernde Aktivitäten organisieren, desto mehr Kritik erfahren wir. Dies wird uns allerdings nicht daran hindern weiterhin integrativ in die Stadtgesellschaft hinein zu wirken.

 

Die Neuköllner Begegnungsstätte verurteilt jegliche Form von Gewalt und Terror. Der Anschlag in Manchester ist aus ihrer Sicht ein deutliches Zeichen von unmenschlicher Boshaftigkeit, das zu keinem Zeitpunkt relativiert werden darf und kann. Imam Taha Sabri äußert sich klar und unmissverständlich: „Subjekte die andere Menschen bewusst töten oder zu töten bereit sind, haben jeglichen Funken Menschlichkeit verwirkt. Weder wir, noch Gott - wie ich und meine Gemeinde ihn verstehen - werden jemals solch ein Gräuel verzeihen.“ Weiterhin sagt er zum stärkeren Bemühen in der Deradikalisierungsarbeit: „Einmal mehr wird deutlich wie wichtig es ist, dass wir als Theologen, Gemeinden und Gesellschaften enger zusammenarbeiten um junge Menschen von der Schlechtigkeit und Absurdität von Terrorismus zu überzeugen. Wir in unserer Gemeinde werden nicht ruhen, bis wir alles in unserer Macht stehende getan haben, um die Wiederholung solcher Taten zu verhindern.“ Die Neuköllner Begegnungsstätte betet geschlossen für die Opfer, Verletze und ihren Angehörige.

 


Mit Entsetzen haben wir den Medien entnehmen müssen, dass Schüler*innen jüdischen Glaubens aufgrund ihrer Religion von muslimischen Mitschüler*innen gehänselt, beschimpft und bedroht wurden und werden. Wir verurteilen dies sehr und appellieren an alle, die sich als muslimisch betrachten, sich auch unserem Glauben würdig zu verhalten. Die Diskriminierung von Andersgläubigen lässt sich nach unserer Überzeugung nicht mit dem islamischen Glauben rechtfertigen.


Koran 49,13: „O ihr Menschen! Ich erschuf euch als Mann und Frau und machte euch zu Völkern und Stämmen, damit ihr einander ken nen lernt. Wahrlich, vor Gott ist von euch der Angesehenste, welcher der Got tesfürchtigste ist. Wahrlich, Gott ist allwissend, allkundig.“


Abgesehen davon vertreten wir, die zwischen jüdischen und muslimischen Vertreter*innen gemeinsam formulierte Grundsatzerklärung zum friedlichen Zusammenleben http://meet2respect.de/islam-judentum/grundsatzerklaerung/ und bieten an, gemeinsam mit jüdischen Vertreter*innen im Rahmen des Projektes meet2respect die Friedenauer Grundschule und andere Schulen zu besuchen, in denen es zu antisemitischen Äußerungen durch muslimische Schüler*innen kam.